Der Atem der Freiheit in Wort und Klang

Sylvain Prudhomme stellt "Ein Lied für Dulce" vor.
Eine intime Atmosphäre mit intimen Eindrücken

Eine musikalische Lesung, die fast spontan inszeniert wirkt: Der französische Autor Sylvain Prudhomme (ganz links) erzählt die Geschichte von Dulce an einem Abend in der Hauptstadt von Guinea-Bissau. Christoph Haupt (Mitte) liest die Passagen auf Deutsch, Malan Mané singt. (WP-Foto: Britta Prasse)
Eine musikalische Lesung, die fast spontan inszeniert wirkt: Der französische Autor Sylvain Prudhomme (ganz links) erzählt die Geschichte von Dulce an einem Abend in der Hauptstadt von Guinea-Bissau. Christoph Haupt (Mitte) liest die Passagen auf Deutsch, Malan Mané singt. (WP-Foto: Britta Prasse)

Bad Berleburg. "Ich weiß nicht genau, was es wird", räumte Christoph Haupt am Anfang ein. Am Ende hatte er Gewissheit: eine musikalische Lesung voller Exotik, Lebensfreude und Warmherzigkeit, die zum Lächeln animiert. Sylvain Prudhomme stellte am Dienstagabend im Rahmen des Literaturpflasters sein Buch "Ein Lied für Dulce" in der Aula des Johannes-Althusius-Gymnasiums vor. Ein fiktiver Roman mit (auto)biographischen Einflüssen; Prudhomme selbst lebte einige Zeit in Guinea-Bissau, eine ehemalige portugiesische Kolonie an der Westküste Afrikas zwischen Senegal und Guinea. Hier erfährt Couto, der frühere Gitarrist der legendären Band "Super Mama Djombo", dass seine erste große Liebe Dulce gestorben ist.

Inspiriert von der Musik

Inspiriert wurde Prudhommes Roman vor allem von der Musik – besonders die Band "Super Mama Djombo" habe den Autor nachhaltig beeindruckt und geprägt. "In der Musik wird der Atem der Unabhängigkeit spürbar, sie ist sanft, melancholisch und gleichzeitig bewegend", sagt Prudhomme. Dass die Band-Musiker Malan Mané und Joao Motta ihn bei der Buchvorstellung begleiten und sie aktiv mitgestalten, mache ihn stolz. Und tatsächlich gelingt es den energiegeladenen Akkorden von Motta und dem kreolischen Gesang von Mané, dass die Zuschauer noch ein bisschen mehr in die Welt von Dulce und ihrem Volk eintauchen. Während Literatur immer noch eine Übersetzung braucht, funktioniert Musik über (Sprach-)Grenzen hinaus.

Literaturpflasterstein

Interaktion mit dem Publikum

Nicht viele sind in die Aula des JAG gekommen, rund drei Viertel der Stühle bleiben unbesetzt. Die Qualität der Lesung leidet darunter nicht – ganz im Gegenteil: In dem Saal entsteht eine ungewohnte Intimität, in der Autor, Musiker und Publikum interagieren. Die ganze Inszenierung wirkt unverkrampft, fast wie ein spontanes Zusammentreffen. Sylvain Prudhomme und Christoph Haupt sitzen auf den Stufen zur Aula-Bühne, etwas spielt Motta auf seiner Akustik-Gitarre, die er im Arm hält. Mané singt von Liebe, Widerstandskampf und Freiheit – dafür muss man kein Kreol beherrschen. Die Klänge und Rhythmen sind so stark und unmittelbar, dass sie Freude, Aufregung, Anspannung und Melancholie auslösen.

Diese spürbare Kraft, diese Geschichten, die auf der Straße von Guinea-Bissau spielen, hat Sylvain Prudhomme versucht, in seinem Roman "Ein Lied für Dulce" einzufangen. Mit Erfolg.

Von Britta Prasse

Prudhomme verbrachte viele Jahre in Afrika

  • Sylvain Prudhomme, geboren 1979, verbrachte seine Kindheit in Kamerun, Burundi, Mauritius und im Niger. In Paris studierte er Literaturwissenschaften, danach arbeitete er mehrere Jahre in Afrika.
  • Er ist Roman-Autor und Mitbegründer der Zeitschrift "Geste".

WESTFALENPOST (28.09.2017)
Internet: www.wp.de/staedte/wittgenstein/
Bildquelle: WP-Fotos (2) von Britta Prasse

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