Illustrator Tom Schoonooghe und Autor Stefan Boonen eröffnen Ausstellung "Reading images"

Aus dem Kopf aufs Papier / "Die Bilder sind eine ständige Interpretation des Inhalts", erklärte der flämische Künstler.

Illustrator Tom Schoonooghe (vorne) und Autor Stefan Boonen (2. v. r.) gaben tiefe Einblicke in ihre Arbeit. Die Arbeiten des Duos entfalten erst gemeinsam – durch die Kooperation und die kreativen Impulse – ihre volle Kraft. (SZ-Foto: Timo Karl)

Bad Berleburg. (tika) Es heißt, dass ein Bild mehr erzählt als tausend Worte es jemals könnten. Und es mag Situationen geben, in denen genau das zutrifft. Bei den Werken von Tom Schoonooghe ist dies allerdings nur die halbe Wahrheit. Die Illustrationen des Künstlers stehen nicht für sich allein, sie sind Teil eines großen Ganzen. Der Belgier gab gestern Abend im Rahmen seiner Ausstellungseröffnung "Reading images – wenn aus Worten Bildern werden" in der Volksbank Wittgenstein in Bad Berleburg einen Einblick in seine Arbeit, bei der er Wörter buchstäblich zu Bildern macht.

Mittlerweile vier Werke haben Tom Schoonooghe und Autor Stefan Boonen gemeinsam veröffentlicht, einige davon sind bereits in die deutsche Sprache übersetzt. Das neueste hat gerade gestern die Druckerei verlassen. "Wir haben es selbst noch nicht gesehen, wir sind allerdings schon gespannt", berichtete der Künstler. Bis zur Rückkehr des Duos nach Belgien, müssen ihre Landsleute nun noch auf die Veröffentlichung warten, denn Tom Schoonooghe und Stefan Boonen gastieren derzeit im Rahmen des Literaturpflasters in der Kurstadt, wo der flämische Illustrator seine Werke noch bis Montag, 31. Oktober, in der Volksbank Wittgenstein ausstellt. Werke, die bereits in den Romanen von Stefan Boonen erschienen sind.

Acht Monate vergehen, bis ein Buch geschrieben und illustriert ist. "Die Bilder sind eine ständige Interpretation des Inhalts. Man muss sich intensiv mit dem Buch beschäftigen", berichtete Tom Schoonooghe. Die Werke sind damit gewissermaßen eine vorweggenommene Interpreation des Inhalts – aus dem Kopf direkt aufs Papier. Dabei umfasst seine Arbeit nach der des Autors mehrere Schritte. Zunächst entwirft der flämische Künstler einzelne Skizzen, die er dann mit Stefan Boonen diskutiert. Welche Stellen im Text am Ende eine Bebilderung erhalten, ist dabei ein wesentliches Thema – der Künstler sucht sie jedenfalls nicht autonom aus. "Das ist manchmal wie bei einem Ehepaar, wir reden intensiv darüber", schmunzelte der Mann von der schreibenden Zunft im Künstlergespräch. Die Illustrationen sind damit das Resultat von Kommunikation – ein wesentlicher Bestandteil bei der Entstehung der "reading images", der "gelesenen Bilder".

Genauso nennt Tom Schoonooghe seine Werke, die er auch für kommerzielle Zwecke entwirft. "Die Illustrationen sollen stets eine humorige Note haben – sie sollen dafür sorgen das man lacht und zugleich Kreativität ausstrahlen", erklärte der Belgier, der für Zeitschriften, Theater, Museen, Städte und Fernsehsender arbeitet. Meist bedeutet dies, dass er mehrere Projekte gleichzeitig bedient – für den Künstler kein Problem. "Es ist für mich persönlich immer gut, mehrere Arbeiten parallel zu machen. Man kann individuell bestimmen, was man wann macht. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, dass man sich eine Auszeit von einer bestimmten Arbeit nimmt, um neue Ideen zu sammeln", erklärte Tom Schoonooghe. Seine Vorlieben sind überdies das Irreale, besonders gern zeichnet er Zwerge oder Geister. Und dies machen seine Werke deutlich: Es geht nicht um möglichst realistische, sondern kreative Abbildungen, die viel Liebe zum Detail erkennen lassen. Die Farbgebung spielt dabei eine ebenso zentrale Rolle wie die Frage nach den verwendeten Farben.

"Es hängt immer vom Projekt und vom Inhalt des Textes ab, der illustriert werden soll, welches Material ich verwende. Am liebsten male ich mit Aquarellfarben, ich habe aber auch bereits Acryl verwendet – oder aber Mischtechniken", berichtete Tom Schoonooghe. Das er indes die Werke von Stefan Boonen illustriert, bedurfte viel Überzeugungsarbeit – und ist am Ende eine Fügung, die nicht besser hätte sein können. Das Duo passt zusammen, ergänzt sich und hat eine klare gemeinsame Vorstellung davon, wie Kunst aussehen soll. "Anfangs wollte Tom nicht für mich arbeiten. Ich habe ihn dann gebeten, mein Manuskript zu lesen – danach hat er doch zugestimmt", erinnerte sich Stefan Boonen. Die Geschichten des Autors haben Tom Schoonooghe begeistert, angespornt und vor allem inspiriert. Genau dies war entscheiden für die Kooperation. Und ist es stets für die Werke des Belgiers.

Denn alleinstehend haben sie eine besondere Note, doch erst in Verbindung mit den Worten erzählen sie eine Geschichte. Seine Bilder sagen nicht mehr als tausend Worte, jedes einzelne fügt vielmehr gewissermaßen tausend weitere Worte hinzu – das ist es, was er "gelesene Bilder" nennt.

Von Timo Karl


Siegener Zeitung (29.09.2016)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Timo Karl (tika)

Siegener Zeitung

Berleburger Literaturpflaster auf Facebook
© 2007-2017 Berleburger Literaturpflaster - Literatur & Kultur aus dem Schwerpunktland der Frankfurter Buchmesse.
Impressum :: Datenschutz :: powered by jr webdesign