Bad Berleburg. (ja) Der außergewöhnliche Ermittler Pieter Posthumus, weder Polizist noch Kommissar, aus dem "Büro der einsamen Toten", ist gerade zu Gast in seiner Stammkneipe "Dolle Hond" im Amsterdamer Rotlichtviertel, als er aus dem Gästehaus nebenan – dem "Haus der verlorenen Seelen" – plötzlich durchdringende Schreie wahrnimmt. Einer der Mieter, ein junger Mann, wurde umgebracht. Posthumus nimmt sich des Falls an.
Schnell wird klar, dass seine Ermittlungen nicht mit den Theorien der Staatsanwaltschaft und der Polizei zusammenpassen. Bei seinen Recherchen stößt er auf zahlreiche Ungereimtheiten. Die Geschichte um den feinfühligen Charakter des Pieter Posthumus des Autoren-Duos Britta Bolt wurde am Freitagabend in passender Atmosphäre im Bad Berleburger Amtsgericht vorgestellt. "Bitte aufstehen, wenn das Gericht den Saal betritt", scherzte Autorin Britta Böhler bei der traditionellen Krimi-Lesung des Literaturpflasters. Sie ist Teil des Autoren-Duos und ihr Pendant ist der südafrikanische Schriftsteller Rodney Bolt, der am Freitag nicht dabei sein konnte.
Dafür betrat eine resolute, selbstbewusste Frau den Gerichtssaal. Dort fühlte sich Britta Böhler geradezu heimisch, denn sie arbeitete viele Jahre als Rechtsanwältin und lehrt – neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit – als Professorin für Anwaltsrecht an der Universität Amsterdam. Mit der Materie bestens vertraut, entstand in Zusammenarbeit mit Rodney Bolt der mittlerweile zweite Kriminal-Roman "Das Haus der verlorenen Seelen". "Als Autoren-Duo kann man bei solchen Kriminal-Geschichten wunderbar fabulieren", erklärt Britta Böhler "Uns interessiert nicht nur Gut oder Böse. Unsere Intention ist es, die Grauzonen spannender Kriminalfälle zu beleuchten." Moderatorin Rikarde Riedesel hakt nach: "Wie funktioniert eigentlich die Zusammenarbeit als Autoren-Duo?" Britta Böhler berichtet von einem umfangreichen Prozess. Während sie sich den Plot, also den Handlungsverlauf der Geschichte, überlege, sei ihr Partner Rodney Bolt für die Ausformulierung des Ausgedachten zuständig. "Kommunikation ist an dieser Stelle natürlich ganz wichtig. Nach einem ersten Entwurf, setzen wir uns zusammen, tauschen uns aus und einigen uns. Dann folgt der zweite Entwurf und so geht es weiter, bis wir zufrieden sind", erzählt Britta Böhler.
Als sie beginnt, die wohl spannendsten Zeilen rund um die blutige Schauplatzbeschreibung des Mordes zu lesen, kehrt im Gerichtssaal Stille ein. Die Fragen, die sich der eigensinnige Ermittler Posthumus stellt, bringen auch die Zuhörer zum Grübeln. Warum hat der Tote jedes Jahr ein klassisches holländisches Gemälde kopiert? Steht der Mord an einem anderen Mieter, der bereits Jahre zuvor geschah, in einer Verbindung zum jetzigen Todesfall?
Das Buch zeigt nicht nur den fesselnden Mordfall, sondern versucht auch das besondere Flair der niederländischen Hauptstadt mit allen Facetten greifbar zu machen. "Dazu gehören natürlich das Amsterdamer Rotlichtviertel, die Kunstgeschichte des Landes sowie die zahlreichen Museen der Stadt", erklärt Britta Böhler.
Von Janina Althaus