Bert Wagendorps Roman "Ventoux" hat sich in Holland schon 160 000 Mal verkauft

Nun stellte er sein Werk beim Berleburger Literaturpflaster vor. / Nicht nur für Rennradfans geeignet

Bert Wagendorp brachte nicht nur Moderatorin Rikarde Riedesel (rechts) und Übersetzerin Marlen Jourdan (links) des Öfteren mit flotten Sprüchen zum Lachen. (WP-Foto: Patrick Friedland)

Bad Berleburg. Verhältnismäßig dunkel und vielleicht für manche auch etwas unheimlich, eine lärmende Heizungsanlage als einzige echte Geräuschkulisse. Ein ganz besonderes Ambiente hatten sich die Verantwortlichen des Berleburger Literaturpflaster für die Lesung von Bert Wagendorps Roman "Ventoux" ausgesucht. Zum ersten Mal diente eine Fabrikhalle des Berleburger Schaumstoffwerks BSW als Schauplatz für eine Veranstaltung im Rahmen der Veranstaltungsreihe. "Ein heimeliges Plätzchen für Literatur", wie es Moderatorin Rikarde Riedesel ausdrückte.

Der "blonde Engel" im Mittelpunkt

Am Montagabend erzählten Autor Bert Wagendorp und Übersetzerin Marlen Jourdan von der VHS Siegen-Wittgenstein abwechselnd eine mitreißende Geschichte über eine Gruppe von fünf Männern und einer Frau.

Einer jungen Frau mit wallenden blonden Haaren, blauen Augen und "perfekten Brüsten" namens Laura, die den Herren im Sommer 1982 – knapp 30 Jahre vor der eigentlichen Erzählung – gehörig den Kopf verdreht und nachhaltig Einfluss auf deren Freundschaft haben sollte. Die Jungs, allesamt vom Radsport begeistert, nehmen es sich zum Ziel, den legendären Mont Ventoux mit seiner Höhe von 1912 Metern zu bezwingen – und verlieren dabei ein Mitglied ihrer Gruppe durch ein tödliches Unglück. Ihre Wege trennen sich im Anschluss. Der eine macht Karriere als Sportreporter, der Zweite wird ein vielerorts geschätzter Physiker, der Dritte steigt in die Reisebranche ein und der Vierte – nun ja – er "verdient" sein Geld mit Drogenhandel. Laura verschwindet zunächst spurlos. Im Jahre 2010 meldet sie sich plötzlich wieder und schlägt ein gemeinsames Wiedersehen am Ventoux vor. Natürlich folgen die vier Freunde ihrer Einladung, aber nicht ohne den Drahtesel im Gepäck.

Autobiografische Elemente

Damit stellen sich genug spannende Fragen. Alle wollte der 59-jährige Wagendorp bei seinem Ausflug nach Wittgenstein nicht beantworten. Aber der Niederländer, der parallel auch für die überregionale Tageszeitung "De Volkskrant" als Kolumnenschreiber tätig ist, offenbarte gerne einige kleine Geheimnisse. Der Roman enthalte viele autobiographische Elemente. Wagendorp befuhr den "Berg, wo Männer beweisen wollen, dass sie noch fit sind" beispielsweise selbst zweimal. Zudem nimmt der Autor, der sich als Sportjournalist über viele Jahre vor allem mit der "Tour de France" beschäftigte, in seiner Erzählung kein Blatt vor den Mund. Da fallen in der Fabrikhalle auch schon mal nicht ganz druckreife Wörter. Vielleicht ist es die Mischung aus Freundschaftsgeschichte, Drama, Liebesgefühlen und "Midlife-Crisis" , die "Ventoux" in den Niederlanden zu einem solch großen Erfolg verhalf. Satte 160 000 Einheiten wurden seit der Veröffentlichung im Mai 2013 schon abgesetzt, auch eine Verfilmung fand bereits den Weg in die Kinos.

Bert Wagendorp hat dazu eine klare Theorie: "Tod und Erotik sind die großen Themen der Literatur. Wenn ich diese beiden Sachen drin habe, kann fast nichts mehr schiefgehen. Und wenn man schon fünf Freunde in der Geschichte hat, dann braucht man eine Frau". Schallendes Gelächter und zustimmendes Nicken im Publikum.

Von Patrick Friedland

Eine nicht ganz optimale Verfilmung

Der Film "Ventoux" kam unter der Regie von Nicole van Kilsdonk im Mai 2015 in die Kinos, stellte den Autor nach eigenen Angaben aber "nicht ganz zufrieden. Aber wann ist eine Verfilmung schon mal besser als das Buch?", fragt er.

Den Film gibt es bis dato nur in holländischer und französischer Sprache.


WESTFALENPOST (26.10.2016)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Patrick Friedland

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