Bad Berleburg. (la) Man sollte ein wenig Zeit mitbringen, wenn man sich in den lichtdurchfluteten Etagen der Sparkasse Wittgenstein die Ausstellung "Illustratoren von Flandern und den Niederlanden" ansieht, die am Donnerstagabend von Bart Moeyaert, dem künstlerischen Intendanten des Gastlandes der weltweit wichtigsten internationalen Messe der Buchbranche (vom 19. bis 23. Oktober) in Frankfurt, eröffnet wurde. Nach Leipzig zeigt Bad Berleburg im Rahmen des Literaturpflasters Arbeiten von drei hochkarätigen Illustratoren, die vielfach ausgezeichnet wurden und unterschiedlicher kaum sein können.
Da ist Ann De Bode, die nach Bad Berleburg gekommen war. Sie hat mehr als 200 Bücher illustriert und gewann mehrmals den ersten Preis der flämischen Kinder- und Jugendbuchjury. In Bad Berleburg ist sie mit Arbeiten aus dem Buch von Aline Sax "Das Mädchen und der Soldat" präsent. Die in Antwerpen lebende Künstlerin experimentiert gern mit Knete, Ölfarben, Collagen und Digitaltechniken. Die Schwarz- und Grauschattierungen ihrer Bilder, auf denen Pferde angstvoll die Augen aufreißen oder ein Soldat ein kleines Mädchen an die Hand nimmt, sind beeindruckend lebendig.
Im Gegensatz dazu die großformatigen, detailreichen Bilder von Charlotte Dematons, die die Niederlande wie in einem Bilderbuch in Szenen zwischen Amsterdam und Zeeland überwiegend von der schönsten Seite zeigen. Die in Frankreich geborene Illustratorin zeigt das Land der Windmühlen so, wie man es sich als Außenstehender vorstellt, im Stil der alten Meister. Menschen, die an strohgelben Feldern vorbei radeln, spielende Kinder und Windmühlen. Da ist der Autocrash in Amsterdam fast eine Ausnahme. Die Jury des Zilveren Penseel nannte das Buch "Die Niederlande", aus dem die in Bad Berleburg gezeigten Arbeiten stammen, "ein nationales Denkmal in Bildern".
Peter Goes unternimmt mit den Betrachtern im zweiten Stock der Sparkasse eine atemberaubende "Zeitreise", vom Urknall und dem Song "Happy" von Pharrell Williams bis hin zur Raumfahrt und den aktuellen Kriegsherden der Welt. "Tijdlijn", wie sein Buch auf Niederländisch heißt, erschien fast zeitgleich in 14 Sprachen.
Bart Moeyaert, der in Brügge lebende Schriftsteller, Übersetzer und Theaterautor, dessen Werke in 19 Sprachen übersetzt wurden, und der gerade den Deutschen Jugendliteraturpreis Fuchs erhielt, wurde von der "Niederländischen Literaturstiftung" und den "Flämischen Literaturfonds" für seine Frankfurter Aufgabe ausgewählt. Eine Ehre, denn Frankfurt wird zur Messezeit den roten Teppich an verschiedenen Orten ausrollen, nicht nur für Autoren, sondern auch für Künstler aus den Bereichen Theater, Performance & Tanz, Bildende Kunst, Architektur, Fotografie und Film. Moeyaert, der sich mit fünf Jahren das Zeichnen nach alten französischen Buchvorlagen selbst beibrachte, nahm das Vernissage-Publikum auf eine sehr poetische Art mit und suchte und fand Berührungspunkte von Flandern, Niederlande und Deutschland. Z. B. die Küste, von der Heinrich Heine einmal gesagt hat: "Das Meer ist meine Seele." Und er bat sein Publikum im Sparkassen-Foyer, auch hinter den Horizont zu schauen, den er anschaulich auf einer Zeichnung verewigt hatte.
Axel Theuer, Sparkassen-Vorstandsvorsitzender, hat als Hausherr begrüßt und die Verbundenheit des Kreditinstituts zum Literaturpflaster unterstrichen. Christoph Haupt als Mitglied im Organisations-Team des Literaturpflasters begrüßte die Gäste und natürlich Ann De Bode und Bart Moeyaert, der von den Berleburger Literaturaktivitäten mehr als begeistert war, wie er der Siegener Zeitung im charmanten Sprachgemisch erklärte.
Charlotte Dematons, Ann De Bode, Peter Goes: "Phantasie und Geschichte".
Sparkasse Wittgenstein, Bad Berleburg.
Bis 31. Oktober, Mo. bis Fr. 8.15 bis 12.30 Uhr,
Mo. bis Mi. und Fr. von 13.30 bis 16 Uhr,
Do. von 13.30 bis 19 Uhr,
Mittwoch, 28. September, von 14 bis 16 Uhr.
Von Jörg Langendorf