Reisereporter Tilmann Bünz stellte im Rahmen des Berleburger Literaturpflasters "Flandern und die Niederlande" sein Buch "Fünf Meter unter dem Meer" vor

Mehr als nur Wohnwagen und Windmühlen

Reisereporter Tilmann Bünz stellte im Rahmen des Berleburger Literaturpflasters 'Flandern und die Niederlande' sein Buch 'Fünf Meter unter dem Meer' vor. Rechts neben ihm Veranstalterin und Moderatorin Bettina Born. (WP-Foto: Patrick Friedland)

Bad Berleburg. Tilmann Bünz reist seit Jahrzehnte quer durch Europa und schreibt seine Eindrücke nieder. Sein neuestes Werk befasst sich mit Niederländern und ihren Geschichten. "Fünf Meter unter dem Meer" stellte er nun im Rahmen des Berleburger Literaturpflasters vor.

Viel herumgekommen ist Tilmann Bünz in den letzten Jahrzehnten. Nicht nur als Urlauber, sondern vor allem auch in seiner Tätigkeit als Reporter und Korrespondent für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wer so viel vom europäischen Kontinent sieht und aufsaugt, dem verzeiht man dann auch schon mal, dass er sich bei seiner Lesung im Berleburger Sanitätshaus Kienzle in direkter Nähe des "Rosshaargebirges" (!) wähnt.

Ergänzende Video-Doku

In seinem neuesten Werk widmet sich der gebürtige Hamburger nun der Niederlande. "Fünf Meter unter dem Meer - Niederlande für Anfänger" heißt das Buch, welches auf 256 Seiten verschiedenste Einblicke in das Leben im westlichen Nachbarland bietet. Und dabei die typischen Vorurteile über Windmühlen, Wohnwägen, Frau Antje-Käse und Poffertjes angenehmerweise mal hinten anstellt.

Eindrücke aus seinen Reisen hat Bünz aber nicht nur in Schriftform festgehalten. Der Vortrag einzelner Textexzerpte wird ergänzt durch mehrminütige Ausschnitte aus der TV-Dokumentation "Die Niederlande – unbekannte Nachbarn?". Und die zeigen, was sonst eher nicht gezeigt wird. Zum Beispiel wird der "Beruf" des "Tomatentesters" genau unter die Lupe genommen. Dass das holländische Gewächshausgemüse nach gar nichts schmeckt, soll doch endlich mal ins Reich der Fabeln verwiesen werden. Und wie gelangt man nun an diesen Job? "Durch Übung", erklärt uns die "Super-Testerin". Na denn, wohl bekomms!

Die Mischung aus Vortrag, Lesung und Video-Projektion wird aber in der Folge vor allem von politischen Themen geprägt. Bünz erzählt, wie er an einer Einbürgerungsfeier teilnimmt, in der die Szenerie von überwiegend muslimischen Migrantinnen geprägt wird, die mit der Landessprache noch ihre Probleme haben. Im Gegensatz zu dem Stadtoberhaupt, mit dem der Autor schon einmal dinieren durfte. Rotterdams marokkanisch-stämmigen Oberbürgermeister Ahmed Aboutaleb erregte in der Öffentlichkeit durchaus Aufmerksamkeit, als er dem Terrorismus zugeneigten Glaubensbrüdern nach dem Anschlag auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" "das Kofferpacken und Gehen" nahelegt.

Lebhaft vermittelt Bünz dem zahlreich anwesenden Publikum aber nicht nur Positives zum Thema "Ausländer in der Niederlande". Da wird sich dann auch schon mal an den ein oder anderen Stinkefinger erinnert, welchen Bünz nur wegen seines deutschen Autokennzeichens auf dem Weg in den Strandurlaub von vorbeifahrenden Jugendlichen kassierte.

Mittlerweile hat sich aus der vor allem kriegsbedingten Abneigung der Holländer aber eine Art "Hassliebe" entwickelt, denkt Bünz: "Der Blick auf die Deutschen ist freundlicher geworden." Grund genug für den Reiseliebhaber, immer wieder ins Land der Tulpen zu fahren und den Menschen neue Geschichten zu entlocken.

Von Patrick Friedland


WESTFALENPOST (28.09.2016)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Patrick Friedland

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