"Literaturpflaster": Plätze zum Spezialitäten-Abend in der "Alten Schule" waren schnell vergeben

Frikandellen als "Mundfreude" vorweg

Räumen beim Spezialitäten-Abend auch mit vielen Klischees auf: die Moderatoren (von rechts) Andreas Benkendorf, Gerda Kampmann, Silvia Köster und Martin Kampmann. Links Bad Berleburgs Ortsvorsteherin Ursula Belz als Gast. (WP-Foto: Irmtraud Treude)

Bad Berleburg. Schon lange vor dem Termin am Freitag waren alle Plätze zum Spezialitäten-Abend im Hotel-Restaurant "Alte Schule" in Bad Berleburg vergeben. Beim "Berleburger Literaturpflaster" werden in jedem Jahr außer den literarischen Werken auch die kulinarischen Besonderheiten der vorgestellten Länder präsentiert. Und beim Thema "Flandern und die Niederlande" durfte man zu Recht gespannt sein, welches Genießer-Menü die Gäste erwartete. Gibt es Fisch, gibt es Fleisch, spielen Einflüsse aus den ehemaligen niederländischen Kolonien aus Süd- und Mittelamerika, Afrika oder Asien eine Rolle?

So hat die niederländische Ostindien-Kompanie in der Geschichte des Nachbarlandes schon eine Bedeutung. Und mit ihr wurden natürlich eine große Menge neuer Gewürze und Zutaten in den Niederlanden populär. Zusammen mit der Niederländerin Gerda Kampmann hatten die Hoteliers Silvia Köster und Andreas Benkendorf das Menü ausgearbeitet. Ihr Wunsch war es, typisch niederländische Gerichte vorzustellen, die aber noch nicht durch die Einflüsse der neuen Gewürze und Zutaten geprägt waren.

"Sehr hilfreich war es natürlich auch, dass wir vorige Woche einen Kurzurlaub in Holland verbrachten", erzählt Andreas Benkendorf. "Dort haben wir noch zusätzliche Eindrücke sammeln können und auch vieles probiert." "Und natürlich haben wir auch ganz viel mitgebracht", ergänzt Silvia Köster.

Toastjes zum Kaffee

Etwa das Brot für die niederländischen "Toastjes": Knusprige Brotscheiben, von der Konsistenz her dem Zwieback ähnlich, jedoch viel dünner und wesentlich kräftiger im Geschmack. "Kaffeetrinken findet in den Niederlanden erst gegen 16 oder 16.30 Uhr statt. Danach werden oft die Toastjes mit unterschiedlichen Dips oder Belägen serviert", informiert Gerda Kampmann die Gäste. Sie übernahm zusammen mit Andreas Benkendorf und Silvia Köster die Moderation des Abends. Stilecht im Meisje-Kostüm einschließlich Holzclogs war sie an diesem Abend erschienen. Allerdings erklärte sie gleich zu Beginn des Abends, dass die uns allen aus der Werbung bekannte "Frau Antje" mit Meisje-Kostüm in den Niederlanden niemand kennt.

Der Spezialitäten-Abend startete mit unterschiedlichen Toastjes, die zusammen mit Dips auf Kartoffel-Basis serviert wurden. Eine auf die Gerichte abgestimmte Wein-Auswahl stand ebenfalls bereit. Für die Biertrinker gab es an diesem Abend stilecht "Amstel-Bier".

"Wahrscheinlich wird bei uns mehr Mehl in den Teig getan."
Gerda Kampmann über Frikandellen

"Wir haben lange überlegt, was wir als ersten Gang servieren sollen", sagt Silvia Köster. "Aber die Niederlande ohne Frikandellen und Pommes – das geht gar nicht. Deshalb haben wir eine kleine Portion als ,Amuse bouche’ vorgesehen." Und eine "Mundfreude" war der Gang für die Gäste denn auch. Gerda Kampmann war zwar der Meinung, dass an der Form der Frikandellen noch kleine Verbesserungen vorgenommen werden könnten. Aber geschmacklich seien sie wesentlich besser als die niederländischen. "Wahrscheinlich wird bei uns mehr Mehl in den Teig getan", vermutet sie. Die Frikandellen in der "Alten Schule" waren auf jeden Fall aus reinem Rinderhack – und definitiv wurde im Fleischteig nur eine Mini-Portion Mehl verwendet.

Als Vorspeise wurden Krabben- und Matjes-Cocktail serviert, als Suppe eine Holländische Käsesuppe. Der Hauptgang bestand aus einer gefüllten Kalbsbrust mit Spinat-Stampf-Kartoffeln und Gemüsen. Kartoffelstampf wird in den Niederlanden in vielen verschiedenen Variationen gegessen. Den Abschluss des Menüs bildete das Dessert aus holländischem Vanillepudding mit Schokostreuseln, Poffertjes und Oranje-Eis.

Zwischen den Gängen gab Gerda Kampmanns Gatte Martin die eine oder andere Anekdote zum Besten. Mit humorigen Fragen von Benkendorf und schlagfertig-witzigen Antworten von "Cheerda" (Gerda) räumten die Moderatoren ferner mit vielen Klischees auf. Natürlich wurde dabei allzu beliebte Themen wie Autos und Autofahren, Fußball und fensterlose Gardinen aufgegriffen. Durch den amüsanten Schlagabtausch wurde der Unterhaltungswert des Abends noch gesteigert. Und das in sich stimmige und äußerst wohlschmeckende Spezialitäten-Menü sorgte natürlich schon an sich für einen gelungenen Abend.

Und: Silvia Köster konnte noch dazu überredet werden, uns einige Rezepte des Spezialitäten-Dinners zur Verfügung zu stellen.

Von Irmtraud Treude

Rezept: "Klassische Poffertjes"

Restaurant "Alte Schule", Bad Berleburg

Poffertjes sind kleine Küchlein, die in einer speziellen "Poffertjes-Pfanne" zubereitet werden. Die Pfanne ähnelt einer Bratpfanne, hat jedoch je nach Größe 12 bis 18 kleine Einbuchtungen. Wer keine spezielle Pfanne zur Verfügung hat, muss etwas improvisieren. Die Poffertjes lassen sich auch in einer normalen Pfanne zubereiten. Allerdings bekommen sie dann nicht die typische Form. In der Pfanne dann eine Mischung aus Margarine und Öl erhitzen und von Teig kleine Häufchen in der Größe eines knappen Teelöffels in die Pfanne geben. Die Poffertjes von jeder Seite hellgolden anbraten.

250 g Mehl
40 g Zucker
2 Eier
2 TL Backpulver
2 TL Koriander, gemahlen
150 ml Milch
Butter (oder Margarine und Öl gemischt für die Pfanne)
Zucker zum Bestreuen

Die Eier mit dem Zucker schaumig schlagen. Das Mehl mit dem Koriander und dem Backpulver mischen und im Wechsel mit der Milch unter die Eiermasse mischen. Der Teig sollte nicht zu fest werden. Wenn nötig, noch etwas Milch zugeben. Eine Poffertjes-Pfanne erwärmen. In jede Vertiefung etwas Butter geben und dann die Vertiefung mit Teig auffüllen. Die Poffertjes auf dem Herd bei mittlerer Hitze von beiden Seiten goldgelb backen. Dabei mit einem Löffel oder einer Gabel wenden. Anschließend die Poffertjes aus der Form nehmen, im Zucker wenden und noch warm servieren.


WESTFALENPOST (17.10.2016)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Irmtraud Treude

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