Raumland. (fhe) Die Gelegenheit zu einer Weinverköstigung der ganz besonderen Art bot sich am Samstagabend im Raumländer Schieferschaubergwerk. So etwas wie Kelleratmosphäre habe man gesucht – und das Bergwerk unter Tage gefunden, erzählte Rikarde Riedesel, Mitorganisatorin des Bad Berleburger Literaturpflasters, im Gespräch mit der Siegener Zeitung.
Der entscheidende Tipp kam von Jutta Plaschke, die nicht nur Geschäftsführerin des Ortsheimatvereins in Raumland ist, sondern auch schon in der Vergangenheit mit dem Literaturpflaster zusammengearbeitet hat. Mit der vorletzten Veranstaltung des 20. Literaturpflasters lieferten die Organisatoren in der Tat einen weiteren Höhepunkt aus dem Schwerpunktland Brasilien. "Der Gast heute", so hieß es aus den Reihen des Literaturpflasters, sei wie kein anderer dafür geeignet: Michèle Ludewig, Tochter einer Brasilianerin und eines deutschen Unternehmers, ist Weinfachberaterin sowie Sommeliere und führte die Teilnehmer professionell und zugleich charmant durch die Welt der brasilianischen Weine.
Auf die Frage Michèle Ludewigs, wer denn schon einmal brasilianischen Wein getrunken habe, konnte unter den rund 30 anwesenden Kulturinteressierten einzig und allein Rikarde Riedesel die Hand heben. Nicht weiter verwunderlich für Michèle Ludewig: Sie berichtete, dass brasilianischer Wein erst seit den 90er Jahren zu wirklicher Klasse gereift sei und dieser vorher nur – mehr schlecht als recht – für Familienfeiern hergestellt worden sei. "Denkt man an Brasilien, fällt einem nur Caipirinha ein, nicht aber der brasilianische Wein", scherzte Ludewig.
Daher wurde als Aperitif auch gleich ein brasilianischer Klassiker aufgeboten, die "Crème de la Crème" unter den Schaumweinen: der 2010er Espumante Arte Brut-Casa Valduga-Serra Gaucha – allein der Name weckte schon erste Lust auf die Weinprobe. Weitere acht Weine sollten dem ersten Gaumenschmaus folgen, von Rotwein zu Weißwein und Roséwein, trocken oder halbtrocken – hier sollte jeder auf seinen Geschmack gekommen sein.
Sommeliere Michèle Ludewig zeigte sich nicht nur besonders sachkundig über die brasilianischen Weine, sie war auch ganz begeistert von der Wahl des alten Bergwerks für die Verköstigung: "Die Location ist der Wahnsinn." Sie wolle den Teilnehmern vor allem auch einiges Wissenswertes aus den einzelnen Regionen erzählen und auch auf die Geschichte zu den Anfängen des brasilianischen Weines eingehen. Und das gelang ihr ausgezeichnet, da sie weder zu viel erzählte noch die Zuhörer mit offenen Fragen zurück ließ.
Ihr Ziel, den brasilianischen Wein in Deutschland noch bekannter zu machen, ist ihr beim Literaturpflaster in Bad Berleburg schon einmal geglückt. Auch Rikarde Riedesel ließ sich schon auf ein erstes Resümee ein im Hinblick auf das 20. Literaturpflaster: Einerseits freute sie sich über die Top-Autoren aus Brasilien, die man für das Literaturpflaster gewinnen konnte. Aber zu dem Erfolg gehöre vor allem auch ein begeisterungsfähiges Publikum – und das habe man bei jeder Lesung oder Veranstaltung finden können.
"Es ist immer ein Geben und Nehmen. Wenn man ein begeistertes Publikum hat, dann geben auch die Autoren ihr Bestes", so Rikarde Riedesel. Das Literaturpflaster durfte sich zudem über durchweg gut besuchte Veranstaltungen freuen. "Unser Ziel, eine große Bandbreite des Landes Brasilien zu zeigen, ist uns gelungen", so die Organisatorin. "Aber je mehr man über dieses facettenreiche Land berichtet hat, umso mehr wird klar, dass man nur an der Oberfläche gekratzt hat, da es noch so viel mehr zu erzählen gäbe."
Von der "Grube Delle" als Location war auch sie ganz begeistert: "Hier wurde der rote Teppich für das Literaturpflaster ausgerollt" – und: Man sei sicherlich nicht das letzte Mal da gewesen.
Von Franziska Henk