Ehemaliger Botschafter Dr. Uwe Kaestner zu Gast
im Rahmen des Berleburger Literaturpflasters

Einblicke in die rasante Entwicklung Brasiliens

Zum 20. Jubiläum des Bad Berleburger Literaturpflasters kam Dr. Uwe Kaestner. Er trug sich in das Goldene Buch der Stadt Bad Berleburg ein. (WP-Foto: Christiane Sandkuhl)

Bad Berleburg. Es versprach ein ganz besonderer Abend zu werden. Denn häufig sind spontane Arrangements, wie dieser Themenabend die besten Entscheidungen. Dr. Uwe Kaestner, deutscher Botschafter a. D. in Brasilien besuchte Bad Berleburg, genauer hielt einen exquisiten Vortrag aus Insidersicht über Brasilien im Schloss. Was im Vorfeld der Planungen zum 20. Bad Berleburger Literaturpflaster überhaupt nicht zur Debatte stand, erwies sich am Montagabend allerdings als eine der hochinformativen Veranstaltungen vor gut besuchter Kulisse.

Der heute 74-jährige gebürtige Dresdner hat vor 50 Jahren schon seinen Dienst für das Auswärtige Amt angetreten. Nach sehr erfolgreichem Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg, Bonn und Köln erfuhr er seinen ersten großen Einsatz in seinem Amt in den Niederlanden und wurde wenig später nach Rio berufen. Weitere sehr arbeitsintensive und politisch wichtige Orte waren für ihn Südafrika, Lesotho und Japan, sowie eine spannende Zeit im Bundeskanzleramt.

In seiner Funktion als deutscher Botschafter in Brasilien hat Dr. Uwe Kaestner in den 90-er Jahren entscheidende Wirtschaftstendenzen Brasiliens miterlebt. Klischees, die gibt es zahllos über das größte Land Südamerikas. Von der Caipirinha zur Kriminalität von Olympia bis Drogenhandel. Doch im Rahmen des Literaturpflasters gab der ehemalige Botschafter im Land zwischen Amazonas und Feuerland Innenansichten, über das Land, das sich von 1964 bis 1986 in einer Militärdiktatur befand.

Bürgermeister Bernd Fuhrmann überreichte dem Diplomaten Dr. Uwe Kaestner stellvertretend für die Veranstaltergemeinschaft den für das Literaturpflaster symbolischen Pflasterstein. (WP-Foto: Christiane Sandkuhl)

Wirtschaftlicher Aufwärtstrend

Seit der Befreiung aus der Zwangsherrschaft geht es dort stetig bergauf – wirtschaftlich wie sozial wurden mit größten Anstrengungen Fortschritte erzielt und die Beziehungen in die Welt fruchten bis in den heutigen Tag. Brasilien ist topographisch das fünftgrößte Land der Erde, ist 24 mal so groß wie das wiedervereinigte Deutschland und erfuhr in den vergangenen 100 Jahren eine bombastische Bevölkerungsexplosion - von 17 Millionen auf 200 Millionen stieg die Zahl der dort lebenden Menschen. Diese Zahlen sind natürlich ein ungeheurer Wirtschaftsfaktor. Mit Blick auf die Verfassung heute beschreibt Dr. Kaestner Brasilien als überaus gut politisch organisiert. Es avancierte zur größten Kulturnation der Südhalbkugel, ist eine Sportnation en. Das Land und die Bewohner haben für sich eine große Verantwortung erkannt und sie auch in die Hand genommen, was wiederum die Aufbauchancen in punkto internationaler Zusammenarbeit politisch und auf dem Wirtschaftssektor beweisen. Das größte katholische Land ist dennoch sehr von Glauben und Kirche geprägt, was jedoch nicht heißt, dass die Orientierung hinsichtlich der Geburtenkontrolle außer Acht gelassen wird.

Die amtierende Präsidentin Dilma Rousseff, selbst Wirtschaftswissenschaftlerin übernahm von Amtsvorgänger Lula da Silva ein boomendes Land, das sie mit ausgezeichneten Beziehungen selbst durch eine kurze Talsohle führte. Investitionen und eine Infrastruktur insbesondere in den Bereichen Gesundheit, Personenverkehr und Bildung sowie Sozialprogramme sind für das Land bewusstseinsprägend geworden.

Im Vergleich zur deutschen Bevölkerungsentwicklung konnte Dr. Kaestner deutliche Parallelen Brasiliens herausstellen.

Im Anschluss an seinen freien, enorm eloquenten Vortrag beantwortete der frühere deutsche Botschafter in Brasilien zahlreiche Fragen zur Regenwaldabholzung, zur deutschen Siedlung Blumenau, zu Agrarformen, Kulturentwicklung und natürlich zu den Favelas, den Elendsvierteln der Metropolen und geht in einem Schlusssatz auf Moritz von Nassau, dem einstigen Gründer der Stadt Recife.

Bürgermeister Bernd Fuhrmann überreichte dem Diplomaten Dr. Uwe Kaestner stellvertretend für die Veranstaltergemeinschaft den für das Literaturpflaster symbolischen Pflasterstein. Höhepunkt des einzigartigen Besuches war schließlich der Eintrag Dr. Uwe Kaestners ins Goldene Buch der Stadt Bad Berleburg.

Von Christiane Sandkuhl


WESTFALENPOST (06.11.2013)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Fotos (2) von Christiane Sandkuhl (cs)

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