Bad Berleburg. (al) Patrícia Melo begeistert während ihrer Lesereisen Tausende von Menschen, so auch in Bad Berleburg.
Die vielfach ausgezeichnete Buchautorin hatte gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Barbara Mesquita für einen Abend die Frankfurter Buchmesse verlassen und sich auf den Weg in die Odebornstadt gemacht. Im Amtsgericht stellte die 51-Jährige am Freitagabend ihr neuestes Werk "Leichendieb" vor.
Melo beschreibt ihren Ich-Erzähler selbst so: "Eigentlich ist er recht liebenswert. Er ist nur ein schwacher Mann und trifft immer die schlecht möglichste Entscheidung, sodass er fast zu einem Monster wird." Der Leser von "Leichendieb" verfolgt die Geschichte eines Mannes, der immer tiefer in Drogensumpf, Betrug und Erpressung versinkt. Ein Kriminalroman ohne Mord, obwohl sich die Autorin selbst gegen die Schublade "Kriminalautorin" wehrt: "Ich werde da auf etwas reduziert, das ich nicht bin." In "Leichendieb" bleibt die Spannung während des gesamten Geschehens auf ähnlich hohem Niveau, nimmt nur kurz ab, um wieder enorm anzusteigen. "Das, was ich versuche," erklärt Melo, "ist den Leser gefangen zu nehmen." Dieses Ziel dürfte der Brasilianerin am Freitag im Bad Berleburger Amtsgericht durchaus gelungen sein. Gespannt lauschte der vollbesetzte Saal den Worten Otto Marburgers, der zwei Abschnitte des knapp 200 Seiten starken Werkes vorlas. Auf die Frage des Kulturgemeinde-Vorsitzenden, auf was es ihr in diesem Roman am meisten ankäme, antwortete Melo: "In erster Linie geht es mir um das Thema Verlust, wobei drei Aspekte besonders wichtig erscheinen: der Verlust der Lebensperspektive, der Verlust der moralischen Werte sowie der Tod." Der Roman beginnt an einem Sonntagmorgen nahe der bolivianischen Grenze. Der namenlose Ich-Erzähler findet die Leiche eines jungen Piloten, daneben ein Paket mit Kokain. Er beschließt, es zu behalten und die Familie des Toten zu erpressen. Schließlich wird auch seine Freundin Sulamita kriminell. Nur Mord soll es nicht geben.
Insgesamt sechs Bücher, der in der Schweiz lebenden Brasilianerin, sind bereits auf Deutsch erschienen. Nach der Lesung konnten die Gäste die Werke erstehen, die von der Autorin selbstredend signiert wurden. Ihr selbst machte Otto Marburger mit dem obligatorischen Literaturpflasterstein als Geschenk eine ganz besondere Freude. Patrícia Melo sammelt nämlich Steine.
Von Anna Lena Krämer