Bad Berleburg. Das Ambiente des Sparkassengebäudes bietet Licht, Atmosphäre und Raum für Kunst – das erfahren Besucher, Kundschaft und Mitarbeiter des Unternehmens seit Jahren fast täglich. Sei es Malerei, Holzkunst, Bildhauerei oder wie jetzt aktuell die Fotografie. Das deutschstämmige Künstlerehepaar Ita Kirsch und Simone Blauth ist seit Anfang der 1990er weltweit mit der Kamera unterwegs und konnte von der Veranstaltergemeinschaft des 20. Berleburger Literaturpflasters für eine mehr als überzeugende Ausstellung gewonnen werden.
Jedes Bild erzählt eine Geschichte
Es ist mit der Fotoausstellung des Paares nicht irgendeine bedeutungslose Fotografie – es sind wahre Meisterwerke, die die beiden in Szene zu setzen verstehen. Dr. Andrea Brockmann, seit dem Sommer Kulturreferentin in der Nachbarkommune Schmallenberg, weiß wovon sie spricht, wenn sie behauptet, dass Fotografie eine Wahrnehmungsgeste, einen in den Zeitbruchteilen der Belichtungszeit vollzogenen Zugriff des Fotografen auf die Wirklichkeit wiedergibt.
80 Fotos stellen die Künstler derzeit aus, leider fehlte in den großzügigen Räumen Platz, sonst wäre es möglich gewesen, alle140 im Bildband "Costa do Brasil" präsentierten Eindrücke zu positionieren. Alle Fotos, erzählen Geschichten, reichen die Hand und übermitteln Gesten einer unbedingt zu erhaltenden Natur. Sie fordern heraus zum Gedanken an den Schutz des Landes, des tausende Kilometer langen Küstenstreifens und erlauben tiefe Blicke. Faszination – wenn es eine Steigerung des verbalen Ausdruckes gibt, dann sicher nur noch Überwältigung durch die Schönheit der Natur. Wasser ist nicht nur Welle, der Betrachter nimmt tatsächlich mit den weiteren vorhandenen Sinnen wahr, hört das Rauschen, das Aufschäumen der Gischt, das Aufbranden und gewaltige Tosen.
Die Gefühle von Mensch und Tier werden nacherlebbar, prickelnd und Freude ist nachvollziehbar. Im Gespräch mit der Heimatzeitung betonte Simone Blauth: "What you should consider is emotion in motion" (Die Betrachtung und Aufforderung der Fotografie sieht sie als Gefühl in Bewegung).
Das Ehepaar arbeitet ergänzend miteinander. Jahrelang haben sie sich im Pazifischen Raum und am Indischen Ozean aufgehalten, sich dort sehr gut etabliert mit ihrer Fotokunst. Der Kick zur Konzentration auf die Heimat Brasilien kam erst später in den 90-ern. Simone Blauth gibt unumwunden zu: "Ich weiß nicht, ob es typisch weiblich ist, aber meine Art zu fotografieren, unterscheidet sich erheblich von der meines Mannes", und lächelnd gibt sie einen Einblick in ihre Technik. "Ich konzentriere mich ganz "scharf" auf Details, die der Betrachter eines großen Bildes möglicherweise übersehen würde. Ich arbeite speziell im Mikro-Bereich." Ita Kirsch ist nicht unbedingt der Mann fürs "Grobe", doch weiß der Betrachter seiner Fotografie, er geht auf weite Distanz zu seinem Fotoobjekt und erarbeitet hieraus völlig differenzierte Effekte im Vergleich zur Arbeit seiner Ehefrau Simone.
Noch bis 18. Oktober zu sehen
Interessierte sollten sich selbst "ein Bild" von der wahrlich großen Kunst machen, eine ganz andere Sicht auf Brasilien bekommen als Copacabana und Zuckerhut. Die beiden Brasilianer aus Novo Hamburgo im Süden des Landes haben mit 80.000 Fotos von Küste, Menschen und Meeres-Fauna und-Flora wohl einen der größten Fundi der Küstenfotografie weltweit. Die Ausstellung in den Räumen der Sparkasse Wittgenstein ist zu den Öffnungszeiten noch bis einschließlich 18. Oktober zu sehen. Über das enorme Fotografie-Angebot ist nicht allein das Institut mit ihren Vorständen Christoph Helmschrott und Axel Theuer sehr stolz, auch die Veranstaltergemeinschaft, allen voran Organisatorin des Literaturpflasters, Rikarde Riedesel, weiß den hohen Wert dieser Ausstellung zu würdigen.
Von Christiane Sandkuhl