Faszinierende Spurensuche
nach den Wurzeln des Christentums

Bettina Born überreicht Ulf Lückel nach dessen Vortrag einen Literaturpflaster-Stein. (WR-Foto: Tim David Wolf)

Vortrag von
Ulf Lückel über die
"biblische Türkei"

Bad Berleburg. (tdw) "Ex oriente lux" - Aus dem Osten kommt das Licht. Auf der Suche nach den Wurzeln des alten Christentums in der Türkei, dem Gastland des Berleburger Literaturpflasters, nahm der evangelische Theologe Ulf Lückel bei seinem Vortrag 70 Zuhörer mit auf eine faszinierende Reise quer durch den Balkanstaat.

Auf den Spuren des Apostels Paulus beleuchtete Lückel am Donnerstagabend im Bad Berleburger Museum am Goetheplatz verschiedenste Orte der "biblischen Türkei". Die Türkei, ein mit vielen Tourismushochburgen klassisches Urlaubsland, weißt viele ehemalige Stätten des alten Christentums auf. Ulf Lückel begab sich in den vergangenen Jahren mehrfach auf kultur- und kirchenhistorische Reisen quer durch die Türkei und forschte auf den Spuren Paulus' nach den Wurzeln des alten Christentums.

In seinem Dia-Vortrag nahm Lückel seine Zuhörer mit beeindruckenden Fotos mit auf eine Pilgerreise: Ephesos war zu Beginn der Zeitrechnung mit über 250.000 Einwohnern eine der bedeutendsten Städte auf dem Balkan. So ist dort mit der "Artemis-Statue" eines der sieben Weltwunder der Antike zu bewundern. Auch Paulus aus Tarsus, jener gesetzestreue Pharisäer, verkündete in Ephesos den christlichen Glauben. Über eineinhalb Jahre weilte der Missionsprediger an der türkischen Westküste, ehe er seinen Weg fortsetzte.

Die Reise ging weiter Richtung Osten. Nach der schwierigen Überquerung des mächtigen Taurusgebirges kam Paulus gemeinsam mit seinem Begleiter Barnabas in die Region Kappadokien. Über 3.000 Kirchen, zylinderförmige Höhlen, wurden bis heute auf diesem Landstrich entdeckt. Die Christen nutzten die Höhlenkirchen aus dem 7. und 8. Jahrhundert, um Schutz zu suchen und sich im Zuge der Christenverfolgung zurück zu ziehen. "Sogar heute sind jene bizarre Gebilde noch bewohnt", betonte Lückel.

Die größte und wichtigste christliche Stadt in der frühen Antike war Konstantinopel. Das heutige Istanbul stellte schon damals ein bedeutendes Handelszentrum dar. Zu den kulturellen Höhepunkten Istanbuls zählt noch heute die "Hagia Sophia", die bis zum Fall Konstantinopels die schönste christliche Kirche gewesen sei, erklärte Lückel. Im Zuge der Islamisierung der Türkei wurde aus der einst christlichen Kirche eine Moschee.

Von Tim David Wolf

Hintergrund

200.000 Christen leben heute in der Türkei

  • Zum Abschluss seines Dia-Vortrages über das antike Christentum in der Türkei gab Ulf Lückel einen kurzen Überblick über die heutige Religionsverteilung des östlichen Balkanstaates.
  • Insgesamt 99 Prozent der türkischen Bevölkerung gehören nominell dem Islam an. In der heutigen Türkei gibt es über 90.000 Moscheen.
  • Neben der riesigen Anzahl islamischer Gotteshäuser existiert in der Türkei noch eine deutsche Kirche, die im 19. Jahrhundert in Istanbul gegründet wurde.
  • Obwohl es offiziell eine freie Religionswahl gibt, werden die rund 200.000 in der Türkei lebenden Christen heute noch diskriminiert.
  • In diesem Zusammenhang betonte Lückel, dass es in der Türkei ziemlich schwierig sei, das Christentum weiter zu forcieren.

Westfälische Rundschau (07.11.2008)
WR-Bild: Tim David Wolf (tdw)

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