Kulinarisch und musikalisch lag die Türkei
am Samstagabend im Schloss
Etwas fremd,
aber sehr gut
Locker hätten die Verantwortlichen des Literaturpflasters die Eintrittskarten für den türkischen Spezialitätenabend zweimal verkaufen können, oder sogar noch öfter.
Bad Berleburg. (jg) Am Ende waren es knapp 70 Glückliche, die tatsächlich in der stimmungsvoll eingerichteten Eingangshalle des Schlosses erleben konnten, dass türkische Küche unendlich viel mehr ist als Döner Kebap. Dafür sorgte mit Service und Küche das Edermühlen-Team, das in Fußball-Mannschafts-Stärke aus Erndtebrück angereist war. Der Chef Henning Schorge machte in seiner Begrüßung gleich klar, dass ihm das Literaturpflaster-Land »Türkei« an einer Stelle sofort Gedanken bereitet habe: »Da hab' ich mir gleich gedacht, um Gottes Willen, was machen wir an Getränken.« Zwar sei das Weintrauben-Anbaugebiet in der Türkei viermal so groß wie das für den Bordeaux-Wein, aber in dem muslimischen Land würden lediglich zwei Prozent der Fläche für alkoholische Ergebnisse genutzt.
Und so konnte einem der am Samstagabend im Schloss gereichte Wein zu Recht spanisch vorkommen, aber das blieb das Einzige. Selbst die zum Essen live gespielte Musik sorgte für ein türkisch-orientalisches Ambiente. Der Siegener Ali und Mete aus Bochum spielten auf Keyboard und Oud alles an Musik, was der Ostwind aus diesem Teil der Welt zu uns weht. Ihr Programm umfasst türkische Volksmusik genauso wie Hoch- und Hofmusik aus Sultans Zeiten und Pop-Musik von Tarkan. Und auch der Quasi-Aperitif am Tisch, das Joghurt-Getränk Ayran stimmte einen perfekt auf den folgenden Abend ein, der vor allem eins machte: bis zum Abwinken satt. In kurzen Stichworten die einzelnen Etappen der Rundreise durch die türkische Küche. Als Erstes: die rote Linsensuppe »Merdschimek Dschorbasi«. Dann als Vorspeise: die Kräuter-Käse-Creme »Haydari«, die eingelegten Paprikaschoten »Biber Turschusu«, die gegrillten Schwertfisch-Spieße »Kilidsch Schisch«, die Teigröllchen »Sigara Böreji« und immer wieder das beliebte Fladenbrot »Pide«.
Das Hauptgericht kam auf einem kleinen und auf einem großen Teller. Auf dem kleinen fand sich Seebarsch im Päckchen »Kajitta Levrek«. Auf dem Großen: Kalbsfleisch mit Kichererbsen als »Etli Nohut«, die Hühnerfleischröllchen »Pilidsch Sarmasi«, die gefüllten Auberginen »Karniyarik« und Bulgurröllchen mit dem schönen Namen »Idschli Köfte«. Das kann ungefähr übersetzt werden mit: Schwiegermutters zerstampftes Fleisch, was im Türkischen hoffentlich weniger zweideutig als im Deutschen ist.
Viele der Besucher hätten jetzt gern schon die Waffen – also in diesem Fall: Messer und Gabel – gestreckt. Doch ein Gang fehlte noch. Platz schaffte da nur eines: ein Pinnchen des Anisschnapses Raki. Dadurch aufgeräumt ging es in die letzte – und in der Türkei besonders süße – Runde: Mit den Blätterteigschnitten »Baklava«, dem Spritzkuchen »Tulumba Tatlisi« und den Quitten in Sirup namens »Ayva Tatlisi« wurden die Gäste nach einem wunderbaren Abend entlassen, mit der einen wichtigen Erkenntnis: Die Türkei schmeckt zwar zweifelsohne etwas fremd, aber dennoch sehr gut.
Für alle, die leider keine Eintrittskarte bekommen haben, hatte Rikarde Riedesel, Hauptorganisatorin auf dem Literaturpflaster, wenigstens einen Trost: Ab kommender Wochen sollen die köstlichen Rezepte unter »www.literaturpflaster.com« im Internet, handgeschrieben vom Edermühlen-Küchenchef Jörg Klein. Der freut sich übrigens jetzt schon auf das Literaturpflaster 2009 mit dem Gastland China. Da könne man Einiges machen. Die Hunde im Berleburger Schloss müssen aber dennoch bestimmt keine Angst haben.
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