Suzanna Arundhati Roy wurde am 24. November 1961 in Shillong, Meghalaya geboren und wuchs als Tochter einer Thomaschristin, einer Angehörigen der indisch christlichen Kirche, und eines bengalischen Hindu in Aymanam am Ufer des Meenachil Flusses im südindischen Bundesstaat Kerala auf. Sie ist nicht nur eine indische Schriftstellerin sondern auch eine politische Aktivistin und Globalisierungskritikerin.
Im Alter von 16 Jahren zog sie nach Delhi und lebte zeitweise mit Freunden in einer Wellblechhütte im Armenviertel Ferozeshah Kotla. Schließlich begann Roy an der Delhi School of Architecture, an der sie auch ihren ersten Mann, den Architekt Gerard da Cunha kennenlernte, ein Studium.
1984 trifft Roy auf den Filmemacher Pradeep Kishen, später ihr zweiter Ehemann, der ihr die Möglichkeiten des Films eröffnet. Sie spielt selbst kleinere Rollen und beginnt Drehbücher zu schreiben.
Ab 1992 widmete sich Arundhati Roy ganz der Literatur. Sie schrieb ihren ersten Roman, den sie 1996 fertig stellte und unter dem Titel „Der Gott der kleinen Dinge“ 1997 veröffentlichte. In diesem wird ihr Heimatdorf Aymanam zum Schauplatz des Geschehens. Es handelt sich dabei um einen semibiographischen Roman, in dessen Mittelpunkt die Zwillinge Rahel und Estha stehen, deren Mutter durch ihre Liebe zu einem »Unberührbaren« gegen das rigide Kastensystem verstößt. Die Autorin erzählt dabei nicht nur die Geschichte einer gescheiterten Liebe, sondern arbeitet gleichzeitig die Auswirkungen der englischen Kolonialherrschaft, des indischen Kastendenkens und der damit einhergehenden Frauendiskriminierung auf. Für ihren Roman erhielt sie noch im gleichen Jahr den Londoner Booker-Literaturpreis.
„Der Gott der kleinen Dinge“ ist Arundhati Roys bislang einziger Roman, die Rechte wurden jedoch in 21 Länder verkauft.
Im weiteren Verlauf ihres Lebens nutzte Roy ihre internationale Bekanntheit, um insbesondere Aufmerksamkeit für politische Anliegen zu erregen. Als Autorin und Aktivistin engagiert sie sich für Proteste, insbesondere gegen die atomare Aufrüstung ihres Landes, die Privatisierung der Energieversorgung, den Hindu-Nationalismus und gegen die umstrittenen Narmada-Staudämme im Bundesstaat Gujarat. Auf internationaler Ebene spricht Arundhati Roy sich vehement gegen die Militär- und Wirtschaftspolitik sowie gegen die Manipulierung der Medien aus. Damit wurde sie zunehmend auch weit über Indien hinaus zu einer der bekanntesten Sprecherinnen für Umweltschutz-, Friedens- und globalisierungskritische Bewegungen.
Im Juni 2006 wurde sie für den Sahitya Akademi Award, die höchste Anerkennung der indischen Literaturakademie, nominiert, lehnte diesen jedoch im Vorfeld ab, mit der Begründung, dass sie gewisse Abneigungen gegen verschiedene Aspekte der indischen Regierungspolitik hege, u.a. gegen den Besitz von Atomwaffen und den Bau von Staudämmen.
Arundhati Roy lebt heute mit ihrem Mann in Neu-Delhi.