Valérie Zenatti

Valérie Zenatti
Valérie Zenatti; © Patrice Normand

Valérie Zenatti ist eine französisch-israelische Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Übersetzerin. 1970 in Nizza geboren, wanderte sie im Alter von 13 Jahren mit ihrer Familie nach Israel aus, wo sie in Beersheba in der Negev-Wüste lebte. Dort leistete sie auch, wie in Israel üblich, ihren Militärdienst ab. Kurze Zeit später kehrte sie nach Frankreich zurück und arbeitete zunächst als Au-pair-Mädchen, später als Verkäuferin, Journalistin und Hebräisch-Lehrerin.

Bezeichnend für die Autorin ist, dass ihre Werke einerseits von ihren eigenen Kindheit- und Jugenderfahrungen geprägt sind, aber auch die Alltagswirklichkeit Jugendlicher im kulturellen, politischen sowie religiösen Spannungsfeld zwischen Gaza und Jerusalem als Leitmotiv tragen. So auch der Jugendroman "Quand j'étais soldate" (2002), in dem Zenatti ihre Erfahrungen im Militärdienst verarbeitet. Hierfür erhielt sie 2004 den Prix Ado-Lisant. Der Roman beschreibt sowohl ihre Aufgaben bei der Abwehrspionage sowie den schleichenden Prozess des Erwachsenwerdens. Während eine politische Argumentation in diesem Roman fehlt, spiegelt ihr zweites Jugendbuch "Une bouteille dans la mer de Gaza" (2005; dt. "Leihst du mir deinen Blick? Eine E-Mail-Freundschaft zwischen Jerusalem und Gaza", 2008) Valérie Zenattis politische Auseinandersetzung mit den in Israel verbrachten Jugendjahren wider.

Zenatti adaptierte später ihre beiden Romane "En retard pour la guerre" (2006) und "Une bouteille dans la mer de Gaza" für das Kino. Letzterer erhielt 2007 sowohl eine Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis als auch den Gustav-Heinemann-Preis.

Mit "Jacob, Jacob" veröffentlichte Zenatti 2014 einen Roman, der nun im Rahmen der Frankfurter Buchmesse 2017 auch ins Deutsche übersetzt wurde. "Jacob, Jacob" ist nicht nur ein Kriegs- und Kolonialroman, sondern vor allem ein berührendes Familienporträt:

Der 19-jährige Jacob Melki, Sohn einer bitterarmen jüdischen Schusterfamilie aus dem algerischen Constantine, wird 1944 von der französischen Kolonialmacht einberufen, um in den Krieg gegen die Deutschen zu ziehen. Abwechselnd erzählt die Autorin von seinen Erlebnissen an der Front und von seiner Familie, die unterdessen zu Hause mit ihren eigenen Tragödien zu kämpfen hat.

Valérie Zenattis Roman beleuchtet den Zweiten Weltkrieg aus einer ungewöhnlichen Perspektive – aus der Sicht der Kolonialisierten. Jacob, der nicht als französisch genug galt, um das Lycée zu besuchen, ist auf einmal französisch genug, um für die Kolonialmacht im Schützengraben zu stehen. Wie soll er sich zwischen den verschiedenen Kulturen entscheiden, die sein Leben bestimmen? Atmosphärisch, poetisch und mit großer Empathie erzählt Zenatti von den Ängsten und Hoffnungen des jungen Mannes, der eigentlich lieber Gedichte lesen als Menschen erschießen will.

Heute lebt Valérie Zenatti in Paris und widmet sich als Übersetzerin dem Werk von Aharon Appelfeld und schreibt Bücher für Kinder und Jugendliche.

Valérie Zenatti: Jacob, Jacob
Valérie Zenatti: Jacob, Jacob
Valérie Zenatti: Leihst du mir deinen Blick
Valérie Zenatti: Leihst du mir deinen Blick

Deutschsprachige Titel:

  • Leihst du mir deinen Blick. Eine E-Mail-Freundschaft zwischen Jerusalem und Gaza, Hamburg: Dressler 2006
  • Jacob, Jacob, Frankfurt am Main: Schöffling & Co. 2017

Titel in Originalsprache:

Jugendliteratur:

  • Une addition, des complications (1999)
  • Une montre pour (1999)
  • Vette (2000)
  • Fais pas le clown, Papa! (2001)
  • Le Secret de Micha (2002)
  • Quand j'étais soldate ( Prix ado-lisant 2004) (2002)
  • Jonas, poulet libre (2004)
  • Demain, la révolution ! (2004)
  • Une bouteille dans la mer de Gaza (2005)
  • Boubélé (2007)
  • Adieu, mes 9 ans ! (2007)
  • « Une balle perdue », nouvelle dans le recueil collectif Il va y avoir du sport mais moi je reste tranquille (2008)
  • Vérité, vérité chérie (2009)
  • Le Blues de Kippour (2010)

Romane:

  • En retard pour la guerre (2006)
  • Les Âmes sœurs (2010)
  • Mensonges (2011)
  • Mariage blanc (2012)
  • Jacob, Jacob ( Prix Méditerranée 2015 et prix du Livre Inter) (2014)

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