Jurgis Kunčinas wurde 1947 in Alytus geboren und war Lyriker, Schriftsteller, Essayist und Übersetzer. Er studierte Germanistik an der Universität von Vilnius, wurde dort allerdings 1968 zwangsexmatrikuliert, da er sich weigerte am obligatorischen Wehrkundeunterricht teilzunehmen. Darauf wurde er zum Militärdienst bei der sowjetischen Luftwaffe gezwungen und eingezogen. Im Anschluss hielt sich Kunčinas mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Er arbeitete als Erzieher in einem Wohnheim, als Transportarbeiter und Redakteur, Krankenpfleger, Laborant auf einer Wetterstation und Exkursionsleiter. Erst ab 1983 war Jurgis Kunčinas als freischaffender Schriftsteller und Übersetzer tätig. So übertrug er bspw. Werke von Wolfgang Borchert, Heinrich Böll, Günter Grass, Siegfried Lenz und Ernst Jünger ins Litauische. Ab 1977 veröffentlichte Kunčinas insgesamt sechs Lyrikbände, sieben Bände mit Kurzprosa und Essays sowie sechs Romane. Für seinen Roman "Tūla" bekam er 1993 den Preis des litauischen Schriftstellerverbandes für das beste Buch des Jahres. Es folgten 1994 der Preis der Zeitschrift "Nemunas" für seine Prosa sowie 1996 der Literaturpreis der Stadt Vilnius.
Jurgis Kunčinas verstarb kurz nach seinem Besuch der Frankfurter Buchmesse, auf der er sein Heimatland mit anderen Autoren repräsentierte, im Dezember 2002.